Purushartas – Sinn des Lebens

Der Sinn des Lebens ist „Selbstverwirklichung“. Aber was ist das „Selbst“ und was ist „wirklich“?

Die Christen streben nach dem Ableben in den Himmel. Wenn du in der „kapitalistischen Religion“ zum Beispiel bei Google nach Selbstverwirklichung suchst, wird dir zuerst angeboten, wie du mehr Geld verdienen kannst (Einheit mit dem Geld-Gott). Im Vedanta wird das Selbst mit Atman assoziiert, unzerstörebare Essenz des Geistes, und Wirklichkeit ist Ilusion. Selbstverwirklichung ist die Einheit mit Gott. Welcher Gott? Das kannst du dir aussuchen.

Man kann sich aber darauf einigen, dass auf dem Weg zur Selbstverwirklichung einige Stationen liegen. Ähnlich wie in der Maslowschen Bedürfnispyramide beschreiben die Purushartas die Stufen, an deren Spitze Moksha (Befreiung, Selbstverwirklichung) steht.

Warum steht das hier beim Tantra? In vielen Tantra-Gruppen wird auf Sinnlichkeit und Emotionen fokussiert. Viele rechtschaffend arbeitende Menschen kritisieren diese „Luxus-Bedürfnisse“.  Auch wenn diese Kritik teilweise berechtigt sein mag, erklären die Purushartas doch ihre folgerichtige Stellung auf dem Weg der Selbstverwirklichung, nach der Befriedigung von materiellen Bedürnissen und sozialem Ansehen.

Für viele Besucher von Tantraveranstaltungen dürfte wiederum befremdlich wirken, wenn diese schönen Genüsse auch nur temporär sein sollen und wir mit der Befreiung weiter machen.

Aber so funktionieren Bedürfnissen. Wenn man z.B. längere Zeit nichts gegessen hat, fällt es einem schwer, sich z.B. um Brennholz für den Winter zu kümmen. Wenn wir satt sind, kümmern wir uns um die nächsten Schritte. So können fortgeschrittene Tantrika wohlwollend die Turbulenzen sexueller und emotionaler Beziehungsarbeit betrachten und bei der Lösung von Problemen helfen. Sie bekommen aus ihrer meditativen Verbindung mit dem Göttlichen die Kraft und Freiheit dafür.

Eine wichtige Voraussetzung für Selbstverwirklichung ist „Selbsterfahrung“. Das ist hier auch im therapeutischen Sinn gemeint. Denn Bedürfnisse lassen sich stillen und sättigen, aber das neurotische Verlangen aus unbewältigten traumatischen Erlebnissen ist unstillbar. Daher sind Neurosen ein Hinderniss auf dem Wege der Selbstverwirklichung und „Schattenarbeit“ in  tantrischen Gruppen ein selbstverständlicher Bestandteil.

Meditation auf Gottheiten als Aspekte des Mensch-Seins kann Helfen festgefahrene Muster zu überwinden.  Dafür bietet sich im Tantra eine Fülle von Gottheiten an, und du hast die Erlaubnis, dir auch eigene Objekte deiner Verehrung und Meditation zu erschaffen. Für die tantrische Verehrung des Weiblichen sind die 10 Mahavidays typisch.

Weiter mit den Mahavidyas …